3.Falschaussage:
Die CSU und ihr OB-Kandidat "respektieren" die Entscheidung des Bürgerentscheids vom 11. Dezember.

Sachantwort:
Es war die CSU-Stadtratsfraktion, die nach dem ersten Bürgerentscheid Mitte Dezember 2011 „nach eingehender Beratung und sorgfältiger Abwägung“ entschied, dass die Lindauer über den CSU-Vorschlag „Hauptbahnhof in Lindau mit eingleisiger Inselanbindung“ in einer weiteren Abstimmung entscheiden sollen (LZ 14. 12. 2011).

Und Rainer Rothfuss, der bis Ende 2011 CSUOB- Kandidat war, erklärt inzwischen, er setze „voll auf (den neuen CSU-OB-Kandidaten) Klaus Tappeser, denn nur ihm traue er zu, den Reutiner Bahnhof im Sinne der Lindauer bei der Bahn durchzusetzen“ (LZ vom 31. 12. 2011). Im Klartext: Die CSU respektiert den Bürgerentscheid. Aber sie akzeptiert ihn nicht.


4.Falschaussage:
Ein Hauptbahnhof Lindau im Stadtteil Reutin lässt sich mit einer (eingleisigen) Schienenanbindung der Insel kombinieren.

Sachantwort:
Im Fall eines Hauptbahnhofs Reutin wird es mittelfristig eine solche Schienenanbindung der Insel nicht mehr geben. Rothfuß und die BI, die das Gegenteil behaupten und dabei das private Eisenbahnunternehmen Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) ins Spiel bringen, arbeiten mit Taschenspielertricks.

Die DB AG und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) erklären seit Monaten: ein Hbf Reutin heißt, dass die Insel nicht mehr mit der Schiene eingebunden ist. Die DB AG will seit mehr als 15 Jahren, den Inselbahnhof auflösen und alle Schienen vom Bahndamm und von der Insel wegnehmen.

Dummerweise war der Bürgerentscheid am 18.12.2011 derart eindeutig, dass die ursprünglichen Ziele der Bahn auf direktem Weg nicht mehr vermittelbar sind. Es war die Deutsche Bahn AG, die jetzt für die BI Hbf Reutin „den Kontakt zur Rhein-Stieg-Eisenbahn vermittelt“ hat (LZ, 19. 1. 2012).

Und plötzlich bietet die RSE an, eine Anbindung Reutin-Insel zu übernehmen und sogar die Infrastruktur „zu kaufen oder zu pachten!” Der Betrieb der Strecke Reutin-Insel ist durch eine solche kleine Bahn noch darstellbar. Schließlich bekommt sie die Kosten zu einem großen Teil über staatliche Unterstützungszahlungen („Regionalisierungsmittel“) bezahlt. Doch die Infrastruktur zu übernehmen und zu erhalten, kann auf längere Sicht nicht funktionieren. Die DB Netz sagte, die Sanierung des Bahndamms erfordere „einen Betrag im unteren zweistelligen Millionen-Bereich“. Bereits diese Summe übersteigt alle finanziellen Grundlagen des Unternehmens Rhein- Sieg-Eisenbahn.

Damit ergibt sich das folgende absehbare Szenario: Wenn Reutin einmal Hauptbahnhof ist, zieht sich die DB AG ganz von der Insel und vom Bahndamm zurück. Kurzzeitig könnte die RSE einspringen. Doch mittelfristig kommen Kosten für den Bahndamm und die Infrastruktur auf die RSE zu, die sie nicht stemmen kann.

Dann darf entweder die Stadt einspringen und für die Infrastruktur blechen – wofür sie kaum die Mittel hat. Oder die Strecke über den Bahndamm wird komplett stillgelegt. Was ja seit 15 Jahren das Ziel der DB AG und der CSU ist. Dann aber befindet sich die DB AG nicht mehr in der Schusslinie. Und es geht ein raffiniertes Manöver auf.


5.Falschbehauptung: Nur Reutin bringt Schutz vor Schienenlärm.

Sachantwort:
Ein Hauptbahnhof Reutin bedeutet, dass der gesamte Hin- und Rückverkehr aller von Westen kommenden Züge durch das dicht bebaute Gebiet in Aeschach und Reutin führen wird. Das sind „etwa 232 Zugbewegungen pro Tag“ – so hieß es in einer Pressemitteilung der BI „Brücke statt Unterführung“ vom 8.6.2011 – eine Initiative, die sich im übrigen in der eigentlichen Bahnhofs- Standort-Frage „neutral“ gibt.

Auch diese Leute wissen, was sich jeder ausrechnen kann: Reutin als Hauptbahnhof bedeutet mehr Schienenlärm und eine stärkere trennende Wirkung der Schiene zwischen den Festland-Stadtteilen und der Insel.


6.Falschbehauptung:
Es geht bei der Forderung nach einem Hbf Reutin um eine Stadt für die Menschen; um grüne Politik. Selbst eine Bodensee-SBahn ist mit einen Hbf Reutin machbar.

Sachantwort:
Die BI Hbf Reutin und ihr Sprecher Rothfuß flechten in ihre Argumention immer wieder Aspekte ein, um die Autofahrer gegen die Bahn aufzubringen und einen Hbf Reutin für großräumige „Straßenlösungen“ anzupreisen.
So wenn Rothfuß schreibt: „Die Bahnbenutzer sollen über die Zebrastreifen den Lindaupark und die Stadt erreichen und damit den Kreisverkehr lahmlegen. Zudem macht nur ein Hauptbahnhof in Reutin Flächen frei für eine grundlegende Verkehrslösung am Berliner Platz.“ (BZ 2. 12. 2011).

Dabei verschweigen die BI Hbf Reutin und Rothfuß, dass ein Hauptbahnhof in Reutin das wirklich große grüne Projekt Bodensee-S-Bahn massiv beeinträchtigen, wenn nicht blockieren würde. Die touristische Attraktion der Insel Lindau könnte selbst im Fall einer eingleisigen Anbindung der Insel nicht in eine Bodensee-S-Bahn eingebunden werden. Die touristische Attraktion von Reutin als Knoten einer Bodensee-S-Bahn hält sich erkennbar in engen Grenzen. Und eine Insel ohne Schienenanbindung führt zu stark erhöhtem Autoverkehr, schadet dem Tourismus und zerstört Lebensqualität.


7.Falschaussage:
Internationale Verträge und technische Aspekte verhindern, dass die Insel Lindau in den Fernverkehr Zürich – München eingebunden werden kann. Wenn schon mal die EuroCity-Züge nur noch in Reutin halten, sollte man gleich den Hauptbahnhof nach Reutin verlegen.

Sachantwort:
Im Vertrag von Lugano, der zwischen der Schweiz und Deutschland zum Thema Elektrifizierung der Strecke deutsche Grenze – München abgeschlossen wurde, gibt es lediglich eine Zielsetzung für bestimmte Fahrtzeiten und keinerlei Verpflichtung. Im übrigen ist es auch rein technisch möglich, die Fernverkehrszüge auf der Verbindung Zürich – München in einem Hauptbahnhof Lindau-Insel Halt machen zu lassen.

Die Planungsunterlagen der Deutschen Bahn AG aus dem Jahr 1997 sahen im Fall eines Dieselbetriebs mit Neigetechnik für die Strecke Lindau Hbf (= Inselbahnhof) – Memmingen eine Fahrtzeit von 46 Minuten vor. In den neuen Planungsunterlagen, erstellt vom Ingenieurbüro sma in Zürich werden als Fahrtzeit Memmingen – Lindau nun 47 Minuten genannt – auf der Basis von elektrischem Betrieb mit Neigetechnik. Elektrische Traktion heißt jedoch im Vergleich zur Diesel-Traktion deutlich verkürzte Fahrtzeiten.

Nochmals überzeugender ist der Vergleich mit der Situation vor rund vier Jahrzehnten: Der TEE Bavaria hatte in den 1970er Jahren für die Strecke Lindau und München eine kürzere Reisezeit wie die heutigen Eurocity-Züge. In Wirklichkeit befindet sich das Streckennetz der Bahn in einem immer schlechteren Zustand. Damit sind oft auch moderne Züge langsamer als die Eisenbahn vor mehreren Jahrzehnten. Das heißt allerdings auch: Die Kombilösung muss jetzt umgehend umgesetzt und ein Bahnhof in Reutin gebaut werden. Entscheidend ist dabei vor allem die Integration von Reutin in den Nah- und Regionalverkehr. Wie der Fernverkehr am Ende konkret geführt wird, kann dann weiter debattiert werden, wenn eine solche Entscheidung ansteht – was laut Bahn frühestens 2017 der Fall sein wird.

Stimmen Sie am 18. März 2012 gegen einen Hauptbahnhof Reutin! Damit stimmen Sie für den Erhalt des Inselbahnhofs und einen ergänzenden Bahnhof in Reutin. Damit stimmen Sie für das Beibehalten der Kombilösung, wofür am 11. Dezember 2011 mehr als 60 Prozent votierten.

Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof Lindau